30.05.2016

Generalversammlung mit Ausgrabungen

Gegen 19.00 Uhr trafen die ersten QVH-Mitglieder und Gäste im Restaurant «Am Brühlbach» ein. Die Halle - wo der vom Quartierverein offerierte und vom Brühlbach-Team appetitlich angerichtete Begrüssungsapéro auf seinen Verzehr wartete - war binnen kürzester Zeit voll bestens gelaunter GV-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer. Allzu schnell ging die Zeit vorbei und die Vorstandsmitglieder machten sich rechtzeitig ans Werk, um die Gäste in Richtung Saal und Generalversammlung zu geleiten. Die Warteschlange vor dem Tisch mit den Stimmkarten für die QVH-Mitglieder (114 an der Zahl) erreichte zwischenzeitlich eine erfreuliche Länge.

Pünktlich um 20.00 Uhr begrüsste Alexander Jäger, Präsident des Quartiervereins Höngg seine Amtsvorgänger, die anwesenden QVH-Mitglieder, Gäste, Vertreter von Presse und Politik sowie die referierenden Archäologen Dölf Wild und Christian Bader herzlich zur Generalversammlung.

Zunächst gab uns Dölf Wild, Fachbereichsleiter Archäologie, einen Einblick in die Organisation des 1950 im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung rund um den eventuellen Abbruch der Zürcher Altstadt gegründeten Amts für Städtebau. Dieses Amt gehört heute zum Hochbaudepartement. Er berichtete, dass lediglich 6 Personen ständige Mitarbeiter seines Amts sind und dass die Grabungsarbeiten an externe Spezialisten vergeben werden. Nebst den von Archäologen gemeinhin erwarteten Ausgrabungen gehören auch Bauuntersuchungen zu den Kernaufgaben von Dölf Wild und seinen Mitarbeitenden.

Wichtiges Ziel der heutigen Archäologie ist nicht - wie gemeinhin angenommen - das Ausgraben alter Schätze, sondern der Schutz wertvollen Kulturgutes im Boden als denkmalpflegerische Aufgabe. Es wird nur dort ausgegraben, wo durch Bautätigkeiten etwas unwiederbringlich zerstört werden könnte, zuerst wird geprüft, ob allenfalls eine Anpassung eines Projekts möglich ist.

En passant «zerschlug» Dölf Wild die Träume mancher bezüglich prähistorischer Menhire beim Wasserreservoir auf dem Käferberg. Die dort stehenden Steinblöcke sind sogenannte «Knauer», natürlichen Ursprungs, aus Sandstein und 1953 von einem kreativen Baggerfahrer dort so pittoresk aufgestellt. Zwar sind diese Steingebilde ebenfalls ausserordentlich, aber leider wird unter den gegebenen Umständen nichts aus einem Höngg-eigenen Stonehenge...

Das Resümee von Christian Bader, Ausgrabungsleiter im Rütihof: Seit vergangenem November sind die Grabungen im Gange und es wurden aussergewöhnliche Funde gemacht. Einige davon seien hier erwähnt: Stein- und Silex-Werkzeuge aus der Jungsteinzeit, Scherben eines Glockenbechers, eine spätkeltische Trompetenkopfnadel aus der Bronzezeit, Überreste von mindestens 3 römischen Bestattungen, welche auf die Nähe römischer Siedlungen schliessen lassen. Bekannt sind übrigens Römersiedlungen auf der Waid sowie beim Gubrist-Autobahnportal auf der Seite Regensdorf und es ist durchaus möglich, dass die Zukunft noch weitere Funde bringen wird.

Der «Glockenbecher» (ca. 2‘400 v. Chr.) ist aussergewöhnlich, ist dies doch bis dato erst der dritte Fund dieser Art im Kanton Zürich überhaupt. Insgesamt beweisen die teilweise mit der C14-Methode datierten Funde eine mindestens 4‘000 jährige menschliche Präsenz im Rütihof / Grossried.

Die Funde gehören übrigens dem Kanton Zürich und werden von der Kantonsarchäologie in Stettbach gereinigt, konserviert und fachgerecht aufbewahrt. Die Kantonsarchäologie entscheidet auch, was mit den Funden geschehen wird. Gemäss unseren Referenten wäre eine Leihgabe an ein Museum (ev. das Haus zum Kranz?) denkbar.

Alexander Jäger verdankte die sehr interessanten Ausführungen der Herren Wild und Bader und überreichte den beiden je ein mit feiner Höngger Schokolade garniertes «Garte-Schüfeli». Das Schmunzeln der Beschenkten liess darauf schliessen, dass das überreichte Handwerkszeug nicht so ganz zum Standard professioneller Archäologen passt, wir hoffen aber trotzdem, dass sie an unserem Dankeschön Genuss fanden!

Die offizielle Generalversammlung startete nach der Begrüssung mit einer Schweigeminute für die im letzten Vereinsjahr verstorbenen Hönggerinnen und Höngger, der Wahl der Stimmenzähler und Protokollreferenten sowie der Abnahme des von Rolf Böni verfassten Protokolls vom letzten Jahr. Nach der Präsentation der Jahresrechnung 2015/2016 durch unsere Finanzverantwortliche, Olivia Mathis, folgten die Revisorenberichte und der Voranschlag für das neue Vereinsjahr. Die Stimmberechtigten nahmen Rechnung, Berichte und Voranschlag einstimmig an und die Versammlung erteilte Vorstand Décharge.

Es schien, dass die GV-Einladung sowie der kurz vor der Generalversammlung zusätzlich versandte Newsletter Verwirrung bezüglich der (Wieder-) Wahl der Vorstandsmitglieder stifteten. Dies, weil in beiden Texten lediglich die Rede von der Wiederwahl von Alexander Jäger, Olivia Mathis und Christina Gnägi war. Grund für dieses vermeintliche Manko sind die zweijahres Amtsperioden der QVH-Vorstandsmitglieder. Alexander Jäger erläuterte diese Wahlregelung gemäss Statuten und nutzte die Gelegenheit, alle Vorstandsmitglieder mit Foto und Ressort persönlich vorzustellen.

Tiziana Werlen Oberti informierte über den aktuellen Planungsstand für die 2. Durchführung des Adventszaubers. Die Bilanz der «1. Auflage» ist sehr erfreulich und bereits sind viele Anfragen weiterer Interessierter für dieses Jahr eingegangen. Der sehr gute Zuspruch bringt grössere Anforderungen bezüglich Bewilligungen und Organisation mit sich. Tiziana Werlen Oberti berichtete, dass sie sowohl von Bruno Etter, Kreischef von unserer Polizeiwache, als auch von den diversen für die Bewilligungen zuständigen Ämtern grosse Unterstützung bei der Organisation erhält. Zwei Anliegen hat Tiziana Werlen Oberti bezüglich des 2. Adventszaubers: Sie sucht weitere Privatgrundstücke rund um das Zentrum von Höngg, auf denen für ein paar Stunden ein Stand oder Ähnliches aufgestellt werden kann (hierfür braucht es keine Bewilligungen...) und auch weitere engagierte «Mittuende» mit spannenden Angeboten und Aktionen.

Anlässlich der diesjährigen Generalversammlung wurden keine Anträge eingereicht, hingegen stand die Information z.Hd. der QVH-Mitglieder zum letztjährigen Antrag «Informationen zur Vernehmlassung und Entscheidungsfindung im QVH» von Liliane Forster und Fredy Haffner auf der Traktandenliste. Ihr Antrag hat während des vergangenen Vereinsjahres intensive Diskussionen im QVH-Vorstand ausgelöst. Wir ermittelten die Möglichkeiten zur Einflussnahme gemäss Statuen (z.B. ausserordentliche Generalversammlung), entwickelten Ideen, die wir umsetzten oder aber auch mangels Durchführbarkeit wieder verwarfen.

Andreas Egli informierte die Anwesenden über den aktuellen Stand unserer Aktivitäten: Geprüft haben wir z.B. die Befragung der QVH-Mitglieder mittels persönlichem Brief und/oder via Webseite. Der Briefversand ist zeit- und kostenintensiv (Druck, Porto etc.) und brächte voraussichtlich im Verhältnis wenig Rückmeldung somit ist diese Art der Befragung nur in ausserordentlichen Situationen eine gute Lösung. Die Analyse der Möglichkeit für eine manipulationssichere online-Befragung hat schnell gezeigt, dass der Aufwand wegen der notwendigen Sicherheitsvorkehrungen und Infrastruktur unsere Finanzen und Ressourcen bei weitem überfordern würde. Deshalb entschieden wir uns, mit einer Standaktion Meinung und Stimmung der Höngger Bevölkerung persönlich zu erfragen. Wir stellten am 23. Mai vor der Migros Höngg folgende Fragen: «Welchen Wunsch haben Sie an den QV Höngg und/oder an das Quartier?» «Wie nehmen Sie den QVH war?» «Welche Brennpunkte gibt es Ihrer Meinung nach?» Dass es zu relativ wenigen Gesprächen gekommen ist, ist wohl dem Regenwetter geschuldet. Dieser ersten Standaktion sollen aber weitere - hoffentlich bei besserem Wetter- folgen.

Ob Internet-Umfrage oder Standaktion, eines ist uns sehr wichtig: Alle Hönggerinnen und Höngger finden beim QVH-Vorstand jederzeit ein offenes Ohr für Ihre Anliegen rund um unser schönes Quartier! Sie können entweder das auf zuerich-hoengg.ch publizierte Kontaktformular verwenden, oder sich die Telefonnummer oder E-Mail Adresse der Ansprechperson Ihrer Wahl - in der Rubrik «Vorstand» - heraussuchen und Ihr Anliegen persönlich adressieren.

Unter Verschiedenes wurden zum Schluss Themen wie der Erfolg des Wümmetfäschts (z.Hd. des OK Präsidenten Ueli Stahel), das Rechnungsprüfungsprozedere bei den dem QVH angegliederten Kommissionen, die Aktion «I like my Höngg» (durch Patrick Bolle vom GZ Rütihof/Höngg) und einiges mehr besprochen, bevor die Generalversammlung gegen 22.30 Uhr 2016 offiziell zu Ende ging.

Weitere Links:
Die Gründung der Stadtzürcher Archäologie und Denkmalpflege, Hochbaudepartement Stadt Zürich >>
Spektakuläre Funde im Rütihof, Quartierzeitung Höngger, 25.5.2016 >>

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